Jahr 1492

Nahe den alten Heer- und Handelsstraßen, die von Augsburg kommend nach Italien führen, liegt in der typischen Landschaft des unteren Allgäu ein kleines Bauerndorf, das durch Schenkung der Herrschaft “derer von Fronhofen” im Jahre 1243 an das Dominikanerinnen-Kloster St. Katharina in Augsburg übergeht. Im beginnenden 15. Jahrhundert wird es notwendig, eine Herberge und eine Wirtschaft für Durchreisende zu schaffen, und so erbaut man einen Gasthof, der im Jahr 1492 erstmals urkundlich erwähnt wird. Bernhard Bislin  übernimmt die Taferne auf 3 Jahre und bezahlt die jährliche Pachtsumme von 4 Pfund Heller. Heller war der halbe Teil eines Pfennigs, der zu damaliger Zeit aus reinem Silber bestand – mit unserem heutigen Cent also nicht vergleichbar. Für 9 Pfennige konnte man z .B. einige Hühner oder eine Gans kaufen. Während den Eintrag des Bernhard Bislin in die Haupturkunde kaum jemand zur Kenntnis nimmt, ereignet sich ebenfalls 1492 weit entfernt ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung: die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus.

Jahr 1547

Jörg Schmid, der 1538 die ,,Tafernwirtschaft zum oberen Wirth” in Wörishofen übernimmt,  erschlägt im Streit am Bachanger Narziß Meyer und wird zu einer makaberen Buße verurteilt: Er muss sich barfuß und in wollenen kläglichen Kleidern auf das Grab des „Abgeleibten” legen und dort verharren, bis ihm der Pfarrer das Aufstehen erlaubt. Außerdem muss er zwei Sack Roggen für die Armen spenden und an der Tatstelle ein Kreuz errichten. Noch heute steht dort am Anger ein steinernes Kreuz!

Jahr 1644

Wolfgang Scharpf übernimmt den Gasthof und ,,pauth zwen Höff zue der Wirtschaft”. Er erweitert also das Anwesen beträchtlich, und aus der Tafernwirtschaft entwickelt sich eine Art Gutshof. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass zu dieser Zeit der Dreißigjährige Krieg in Deutschland tobt und wüste Kerle mordend und plündernd umherziehen.

Jahr 1671

Dem ,,oberen Wirth” werden ,,reale Rechte” verliehen. Dazu gehören das Branntweinbrennen, die Ausübung des Bäckerhandwerks, die Huckerei (das bedeutet soviel wie Gemischtwarenhandlung), die Metzgerei – und nicht zuletzt das Braurecht! Die Maß Bier kostete damals etwa 6 Pfennige.

Jahr 1719

Die Dominikanerinnen gründen in Wörishofen ein Kloster. Sie bringen die Figur der schwarzen Madonna mit, die heute noch in der Klosterkirche zu sehen ist. 1802 wird das Kloster zwar aufgelöst, aber 1842 unter König Ludwig I. wieder aktiviert. Der heutige Hotel-Gasthof „Adler“ erlebt durch die Klostergründung beachtlichen Aufschwung.

Jahr 1757

Die Eheleute Schwele verkaufen das Anwesen ,,Oberer Wirth” für 8.900 Gulden an die Eheleute Bögle aus Dirlewang. Ein Gulden war damals 210 Pfennige wert – ob diese Pfennige aber wie anno 1492 noch aus reinem Silber bestanden, ist nicht sicher.

Jahr 1789

Aus einem Akteneintrag von Wörishofen geht hervor, dass ,,Tafernwirthin” Maria Riederin,,bittet und hoffet”, dass ihr ohne augenscheinliche Notwendigkeit das Wasser nicht entzogen werden möge, das sie für das ,,Preuwesen” (also für das Brauen) so dringend braucht. Irgend jemand muss der Wirtin wohl gedroht haben, das Wasser abzudrehen. Die Gäste aber auf dem Trockenen sitzen zu lassen, wäre wohl sehr blamabel gewesen.

Jahr 1802

Mit der Säkularisation des Dominikanerinnen-Klosters geht die Gastwirtschaft in das Eigentum des Pächters Niclas Filser über, der damit sämtliche realen Rechte übernimmt. Das Anwesen besteht in dieser Zeit aus einem doppelten Hof, einem gemauerten Wohnhaus mit Bräuhaus unter einem Dach, einem hölzernen Stadl, Pferdestall und Viehstall samt Wagenschuppen sowie einem Holzschuppen. Außerdem gehört noch eine beachtliche Menge an Feldern dazu.

Jahr 1821

In Stefansried bei Ottobeuren wird der berühmte ,,Wasserdoktor” und Pfarrer Sebastian Kneipp geboren, der später Wörishofen zu Weltruhm verhilft.

Jahr 1870/71

Kurz nach dem Krieg, in dem viele bayerischen Soldaten in Frankreich kämpfen, erhält der ,,Obere Wirth” seinen heutigen Namen: ,,Adler”. Aus dieser Zeit stammt der heute noch in Ehren gehaltene ,,Gaststättenausleger”, also das Wirtshausschild in kunstvoller Schmiedearbeit.

Jahr 1880

Durch den großen Zulauf von Kranken und Heilungssuchenden in Wörishofen rückt der stattliche Gasthof ,,Adler” in den Mittelpunkt der Beherbergung. Pfarrer Kneipp führt viele prominente Gäste in das Haus, das in unmittelbarer Nähe zu seinem Kloster liegt. Hohe und höchste Persönlichkeiten kehren im ,,Adler” ein, darunter auch Graf Zeppelin, der Erfinder des gleichnamigen Luftschiffs.

Jahr 1911

Die Ur-Großeltern des heutigen Besitzers, Martin und Luise Bohle übernehmen den ,,Adler”.

Jahr 1920

Wörishofen erhält den begehrten Titel ,,Bad” und darf sich in Zukunft offiziell „Bad Wörishofen” nennen. Mit dieser Beförderung wird längst Notwendiges nachvollzogen, denn bereits 1897, als Pfarrer Kneipp starb, war Wörishofen ein weithin bekannter Kurort.

Jahr 1953

Am 11. Mai 1953 übernimmt Josefine Trommer geb. Bohle aufgrund des Erbfolgevertrags vom 11. November 1911 den Hotel Gasthof ,,Adler” und betreibt ihn zusammen mit Ehemann Johann Georg Trommer.

Jahr 1992

Der Hotel-Gasthof ,,Adler” feiert 500-jähriges Jubiläum. Mittlerweile ist der ,,Adler” in den Besitz von Hans-Jörg Trommer, einem Sohn von Josefine Trommer, übergegangen. Laut Grundbucheintrag gehören die ,,Gerechtsammen” zum Haus, wenn auch viele der Rechte, wie z.B. das Brauen, nicht mehr ausgeübt werden. Aber wer weiß, wann man die anderen Realrechte wie das Geh-, Fahrt- und Viehtriebsrecht, das Hühnerlaufrecht und das Wassertraufrecht wieder einmal braucht. Sie gehören nun einmal zum Haus wie die Ziegel auf dem Dach.

Jahr 2002

Der Hotel-Gasthof wechselt erneut den Besitzer. Diesmal geht er an den ältesten Sohn von Josta und Hans-Jörg Trommer, Alexander Trommer, über. Er betreibt ihn mit seiner Ehefrau Petra. Die Familiennachfolge ist auch bereits gesichert.

Jahr 2014/2023

Nach einem erfolgreichem Umbau im Hotel-Gasthof ADLER entsteht die einzigartige ADLER-Tenne, die exklusiven DELUXE-Zimmer, ein luxuriöser Wellnessbereich und die traditionelle „Alte Brauerei“.

Möge der Hotel-Gasthof ADLER auch weiterhin unter einem guten Stern stehen, zum Wohl der Gäste von heute und zum Wohl derer, die in Zukunft unter dem Dach des ADLERS wohnen und einkehren werden!

Ihre Familie Trommer